Geschichte der Gemeinde Maisach
Dass unsere Gemeindegrenzen ein uraltes Siedlungsgebiet umschließen, beweisen vielerlei Bodenfunde. Beim Bau des Flugplatzes 1935 wurden Gräber entdeckt, deren Beigaben in die Bronzezeit zwischen 2000 und 1500 vor Christus eingeordnet werden. Bereits 1928 hatte man in Gernlinden einen Friedhof mit vielen Urnengräbern aus der Zeit zwischen 1200 und 750 vor Christus freigelegt. Auf verschiedenen Äckern, über alle Ortsteile verstreut, kamen vorzeitliche Einzelstücke zutage. Die Luftbildarchäologie gab uns Kenntnis von einer römischen Ansiedlung. Neuere Funde wurden im Flugplatzbereich einige hundert Meter südlich des Volksfestplatzes und im Gewerbegebiet in Gernlinden nördlich der Ganghoferstraße gemacht. Es wurden Skelette mit Beigaben in Gräbern aus der Zeit zwischen 500 und 700 n. Chr. gefunden aus einer Zeit, in der die eigentliche bayerische Geschichte beginnt.
Schriftlich und mit Namen lassen sich die Ortsteile seit dem letzten Viertel des 8. Jahrhunderts nach Christus nachweisen. Sie verdanken die Erstnennung der Übergabe ihrer Kirche zusammen mit Landbesitz an das neu gegründete Bistum Freising und der damit verbundenen Ausstellung von Urkunden durch bischöfliche Schreiber. Das bedeutet aber nicht, dass die Dörfer erst zur Zeit der Datierung entstanden sind. Den Beginn ihrer Entwicklung darf man weit vorher ansetzen. Frühe Kirchen- und Besitzübergaben werden genannt: für Malching zwischen 769 und 776, für Germerswang zwischen 779 und 783, für Rottbach 791, für Maisach 806, für Unterlappach 807, für Überacker 819. Alle Orte bildeten geschlossene bäuerliche Gemeinschaften mit den nötigen Handwerkern, meist auch mit einem Wirtshaus wie z. B. in Rottbach, nachgewiesen seit 1389 und in Maisach, zusammen mit der Brauerei seit 1556. Die Siedlungen waren nicht selbständig. Sie unterstanden (in Teilen oder ganz) verschiedenen weltlichen oder klösterlichen Herrschaften. Die Existenz unseres Dorfes lässt sich schriftlich erstmals mit Urkunden aus dem Jahre 806 n. Chr. belegen. An der darin angegebenen Höhe der Abgaben an die Ortskirche und an die Bischofskirche Freising erkennt man, dass der Ort eine für die damalige Zeit beachtliche Größe gehabt haben muss. Auch das Bestehen der angeschlossenen Ortsteile – Gernlinden ausgenommen – lässt sich durch Urkunden aus der Zeit um 800 beweisen. In der Handschriftenabteilung der Münchner Staatsbibliothek liegen die ersten Urkunden über unsere Dörfer und einiger ihrer Bewohner aus den Jahren ab etwa 770. Von Maisach gibt es eine Urkunde, die genau datiert ist. Der Text der Urkunde lautet wie folgt: „Die Abtretung, die Nahuni dem Haus der heiligen, immerwährenden Jungfrau Maria zu Frigisinga (Freising) gemacht hat, sowohl für sich als auch für seinen Vater Deotuni und auch für dessen Mutter Hrodni und zugleich auch für seine Töchter Chrimhilt, Kysalni. Er hat nämlich sein Gebiet in dem Dorf, das Meisaha genannt wird, was immer er dort hatte, vollständig dem Haus der heiligen Maria zu Frigisinga (Freising) geschenkt. Dies sind die Zeugen: Vor allem Lantfrid, Erchanfrid, Adalhart, Toato, Egisperht, Hunperht, Uuillihelm, Humpald, Uuolfheri. Dies ist geschehen am 26. August im 7. Jahr des ruhmreichsten Kaisers Karl. Ich Tagabertus, habe auf Befehl des Bischofs Atto geschrieben.“ (Auszug aus den „Maisacher Geschichten“ von Frau Gertraud Kölbl)
In Maisach
traten nach der 1. Jahrtausendwende die „Herren von Maisach“ als Ortsadel auf. Aus ihrem Geschlecht wurde Heinrich von Maisach berühmt als Abt des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg von 1175 bis 1181. Nach dem Aussterben der Familie erbten die „Herren von Weilheim“. Schließlich ging der Besitz an die Wittelsbacher, deren Herzog, der zum Kaiser gewählte Ludwig der Bayer, sein Erbe dem Kloster Ettal schenkte und 1343 einen Klosterrichter einsetzen ließ. 1746 kam Maisach durch Tausch an das Kloster Fürstenfeld. 1803 wurde es wie alle anderen Dörfer selbständig. 1818 erlaubte die von König Max I. erlassene Verfassung den Gemeinden eine eigene Verwaltung, gewählte Gemeinderäte und einen gewählten Bürgermeister. Den entscheidenden Schritt zur Entwicklung von Maisach bewirkte der Bau der Bahnlinie München-Augsburg. 1839 wurde der Haltepunkt eröffnet, und nach wenigen Jahren begann durch Zuzug von Bahnangestellten und Fabrikarbeitern aus München die Einwohnerzahl zu steigen. Aus den 500 Bewohnern des Jahres 1840 waren bis 1880 fast 750 geworden. Die Entwicklung setzte sich fort über 929 Personen im Jahr 1900, 1166 im Jahr 1910 und 1469 im Jahr 1920 (nach Bezug der ersten Häuser in Gernlinden). Durch Zuwanderung von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1950 die Zahl 4466 und 1978 nach der Gemeindezusammenlegung 9537 erreicht. 16 Jahre später ist die 11.000er-Grenze erreicht und 1999 rückt die Einwohnerzahl von 12.000 immer näher. Mittlerweile sind die Einwohner auf 14.238 angewachsen. Drei Gewerbegebiete in Maisach und Gernlinden sowie ein viertes in der Entstehung bieten Arbeitsplätze für viele Ortsansässige und Pendler.
Gernlinden
wurde 1322 erstmals genannt. Zwischen 1695 und 1919 ist immer nur von der Einöde Gernlinden die Rede. Nach der Landübergabe des Gutes Gernlinden durch Graf Toerring im Jahr 1919 entstand mit Hilfe der Landessiedlung und durch die Eigeninitiative tüchtiger Siedler der Ortsteil Gernlinden, zunächst südlich der Bahnlinie und inzwischen weit nach Norden ausgreifend mit einem Wohngebiet und das Gewerbegebiet an der Ganghoferstraße.
Überacker
wird 819 erstmals nachgewiesen. Auch hier wird ein Ortsadel zwischen 1287 und 1459 erwähnt, der sich als die „Edlen von Kopfsberg“ bezeichnete, im Gegensatz zu den „Herren von Perg (1319) oder Fußberg (ab 1413)“ und den „Edlen von Thal“ ab 1165. Seinen ihm gehörenden Teilbesitz übergab Kaiser Ludwig der Bayer 1343 dem von ihm gegründeten Kloster Ettal. Andere Hofbesitzer waren dem Kloster Weihenstephan zinspflichtig, weil diese Güter dessen Eigentum waren. Große Bedeutung hatten jahrhundertelang bis nach dem Zweiten Weltkrieg die beiden Mühlen an der Maisach, in Überacker und in Fußberg. Durch Bebauung von Zwischengrundstücken und Erschließung wächst der Ort kontinuierlich.
In Rottbach
kennt man außer den in Ersturkunden genannten Oaso und Tutilo zwischen 1126 und 1361 Frauen und Männer aus dem Geschlecht der „Edlen von Rottbach“, die eine Burg nordwestlich des Dorfes bewohnten. Auch „Eisenhofer“ aus dem Dachauer Gebiet besaßen Eigentum in Rottbach. Vermutlich lebte ein Zweig dieser Familie auf einer Burg bei Zötzelhofen. Beide Burgen und der dazugehörige Landbesitz ging wegen Verschuldung 1389 an den reichen Bürger Sighart Hudler von München und wurde von diesem 1402 an das Kloster Fürstenfeld verkauft. Dieses ließ die Burgen abbrechen und die Kirchen in Einsbach und Lauterbach errichten. In der Senke um Zötzelhofen ließ Herzog Albrecht IV. zu einem bereits südlich bestehenden Weiher einen neuen anlegen und ein Weiherhüterhaus bauen. An der Stelle des einstigen Weiherhüterhauses befindet sich jetzt die Einöde Weiherhaus. Die Weiher wurden um 1860 abgelassen und das Gelände ab 1995 in einen Golfplatz umgestaltet.
Germerswang
wird um 780 genannt. „wang“ im Namen sagt, dass um die Siedlung schon seit ältester Zeit gute Wiesen- und Weideplätze lagen. Wie in allen anderen Dörfern, so war auch hier der Hof- und Grundbesitz auf verschiedene Lehensherren aufgeteilt. Schließlich erwarben die Wittelsbacher den größten Teil, die ihn – wie in Maisach – durch Kaiser Ludwig den Bayern an das Kloster Ettal gaben. Durch Tausch wurde 1746 der Ort dem Kloster Fürstenfeld unterstellt. Die älteste Mühle innerhalb der Maisacher Gemeindegrenzen scheint die Untermühle von Germerswang zu sein. Sie wird im Jahr 1160 erwähnt, als der Besitzer sie an das Kloster Ulrich und Afra in Augsburg gab. Dieses besorgte 1423 einen Neubau. Die andere Germerswanger Mühle, die Obermühle (verbunden mit einer Säge) und die Untermühle wurden vor einigen Jahrzehnten stillgelegt. Das Schulhaus, erbaut 1951 und nicht mehr verwendet seit 1976, ist jetzt der Kern eines kleinen Bürgerzentrums mit Kindergarten, Jugendraum, Feuerwehrgebäude und Schützenheim.
Im Ortsnamen Malching
– zur Zeit der ersten Nennung Mahaleihhi genannt – steckt „Mal-Eiche“. So wird der Ort einer alten germanischen Gerichtsstätte genannt. Diese war gewöhnlich dreigeteilt. Es dürfte in Untermalching die Betstätte, in Obermalching die Maleiche, also die Urteilsstätte, und in Galgen der Vollstreckungsort gewesen sein. Jahrhunderte später, als der Strafvollzug für todeswürdige Verbrechen allein dem Landgericht Dachau zustand, verblieb in Malching die niedere Gerichtsbarkeit. Sie wurde durch den vom Kloster bestellten Klosterrichter ausgeübt. Nach 800 war ein Teil der Malchinger Güter nach Freising, ein anderer Teil nach Bernried gegeben worden. 1456 kamen schließlich die Freisinger Besitzungen auch an das Kloster Bernried, unter dessen Herrschaft das ganze Dorf bis 1803 verblieb.
Historie
Die Eröffnung der Bahnlinie München – Augsburg 1840 hatte auf die Entwicklung der Orte Germerswang und Malching zunächst wenig Einfluss. Erst 1927 wurde der Haltepunkt Malching eingerichtet. Die Erweiterung des S-Bahn-Netzes bis Nannhofen im Jahre 1988 brachte den beiden Orten endlich den seit Jahren erhofften Anschluss nach München in kurzen Abständen. Seither sind Bauplätze um die Haltestelle begehrt. Neubauten entstanden und entstehen, soweit die gemeindliche Planung diese zulassen kann. Im Lauf der Jahrhunderte wurden Maisach und seine Ortsteile von Krieg, Pest und Hunger hart betroffen. Davon berichten viele Aufzeichnungen, besonders die Totenbücher der Pfarreien. Es wird aber auch berichtet vom zähen Aufbauwillen der besonders hart betroffenen Generationen nach dem Dreißigjährigen Krieg ab 1648 und nach dem Spanischen Erbfolgekrieg ab 1705. Bis auf wenige Gehöfte war Maisach zweimal abgebrannt, aber auch die abseits der damaligen Straßen gelegenen Orte blieben nicht verschont. In ruhigeren Bahnen verlief die Geschichte unserer Gemeinde im vergangenen Jahrhundert, aber ebenfalls nicht ohne Probleme. Zunächst waren die Veränderungen durch das Selbständigwerden ab 1803 zu verkraften. Dann galt es für Handwerker und Bauern, sich auf die Gewerbefreiheit und die einsetzende Industrialisierung einzustellen. Auch durch die beiden Weltkriege in unserem Jahrhundert kam die Aufwärtsbewegung nicht zum Stillstand. Im Zeichen des „Deutschen Wirtschaftswunders“ setzte nach der Währungsreform 1948 ein beachtlicher Aufschwung ein. Noch vor 50 Jahren war der Hauptsteuerzahler im Dorf Maisach der Brauereibesitzer. Die Bauern, Handwerker und Pendler brachten für den Gemeindehaushalt wenig. Zu den Reichen gehörten die kleineren Orte rundum auch nicht. Niemand konnte sich damals eine Gewerbeentwicklung vorstellen wie sie tatsächlich erfolgte, die bestehende Betriebe wachsen ließ und neue, anfangs kleinere Betriebe und in den letzten Jahren die Niederlassung von Weltfirmen brachte. Das Steueraufkommen erleichtert die Finanzierung der gemeindlichen Aufgaben wie z. B. Abschluss- und Ergänzungsmaßnahmen beim Bau von Schulen und Kindereinrichtungen, bei der Erweiterung und Instandhaltung der zentralen Wasserversorgung, der Verbesserung von Gehsteigen und Straßen, der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer durch Fahrradwege, Ampeln, Überquerungshilfen, Kreisverkehre und bei vielem anderen mehr. Dank der Weiterentwicklung ist Maisach mit seinen Gemeindeteilen zu einer blühenden Gemeinde geworden, die durch den Bau eines beheizten Freibades, eines Bürgerzentrums in Gernlinden, eines Vereinshauses in Maisach, das neue Gemeindezentrum sowie durch viele kulturelle Veranstaltungen und ein reges Vereinsleben allen Bürgern ein sicheres und angenehmes Leben möglich macht. Etwa 100 Vereine mit einer Reihe von Musikgruppen, zwei sehr erfolgreiche mehrstufige Akkordeonorchester, mehrere Blaskapellen und der Fanfarenzug Graf-Toerring Gernlinden gestalten in der Gesamtgemeinde das gesellschaftliche Leben mit.