Der Bürgermeisterbrief – Oktober 2024

Unsere Bevölkerung wird älter, Zeit für neue Impulse

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

in den letzten Jahren hat die Gemeinde Maisach die Anzahl der Kinderbetreuungsplätze stetig ausgebaut. Realisiert wurden auch zusätzliche pädagogische Angebote wie der Schulkindergarten. Die erforderlichen Plätze für ein offenes Ganztagsschulangebot wurden ebenfalls bereitgestellt. Derzeit verfügen unsere Träger über ausreichend Personal, dank der guten Rahmenbedingungen, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde geschaffen wurden.

Man kann sagen: Wir sind gut aufgestellt für die Gegenwart und haben eine tragfähige Basis für die Zukunft!

Fundament für wirtschaftliche Stärke

Ein hoher Anteil von Kindern an der Gesamtbevölkerung ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein gutes Fundament für eine wirtschaftlich starke Gemeinde. Mehr junge Familien bedeuten mehr Menschen, die im Erwerbsleben stehen, die zusammen mit allen anderen Erwerbstätigen die steuerliche Leistungsfähigkeit der Gemeinde stabil halten.

Dass unsere Kinder die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft darstellen, sollte nicht nur eine Floskel sein. Es ist ein klarer Indikator dafür, dass sich Kommunen attraktiv und wirtschaftlich perspektivenreich entwickeln. Deshalb haben wir den Ausbau der Betreuungsplätze und Schulen in den vergangenen Jahren immer als Herausforderung, aber auch als eine starke, positive Entwicklung gesehen.

Weniger Geburten, mehr Ruheständler

Die Entwicklung der letzten zwei Jahre zeigt leider einen nicht unerheblichen Rückgang bei den Geburtszahlen auf: Hatten wir 2019 noch etwa 140 Geburten pro Jahr, so waren es in den letzten beiden Jahren gerade noch 104 bis 110 Geburten. Ein Trend, den wir sehr aufmerksam beobachten, der aber jetzt schon vermittelt, dass die jungen Menschen das Vertrauen in die Sicherheit in Europa, das Vertrauen in ein Leben mit einem gesunden Wohlstand mehr und mehr verlieren.

Gleichzeitig wächst die Anzahl von Menschen, die sich nach einem jahrzehntelangen intensiven Erwerbsleben bereits im Ruhestand oder kurz davor befinden. Weder unser Land noch unsere Gemeinde kann der Ruhestandswelle der sogenannten Babyboomer etwas entgegensetzen, was den Verlust an Wissen und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit annähernd auffangen könnte. So viel zur rein wirtschaftlichen Betrachtung.

Attraktive Angebote für Ältere

Mit einer steigenden Zahl von Menschen, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, steigt aber auch die Herausforderung, passende Angebote im Freizeitbereich und auf dem Gebiet von ärztlicher Versorgung, Beratung, Betreuung und Pflege weiter auszubauen. In den letzten Jahren wurde hier mit dem Bau von Seniorenwohnungen und der stationären Pflegeeinrichtung in Gernlinden schon im Ansatz in die richtige Richtung gearbeitet.

Es ist jedoch auch wichtig zu erkennen, dass zwischen dem Eintritt in den Ruhestand und dem Auftreten eines wachsenden Unterstützungsbedarfs eine hoffentlich lange Zeitspanne liegt, die die Seniorinnen und Senioren aktiv gestalten. Diesen Zeitraum gilt es, mit attraktiven Angeboten innerhalb der Gemeinde zu füllen.

Vier Bereiche

Die Gemeinde Maisach hat jetzt sehr lange auf die Fortschreibung des Seniorenkonzepts des Landkreises gewartet, an dem alle Gemeinden und Städte mitgestalten sollen und somit auch die Perspektiven in der eigenen Kommune beeinflussen können. Leider hat sich die Fortschreibung wiederholt verzögert.

So haben wir uns in der Gemeinde Maisach unabhängig davon schon einmal auf den Weg gemacht. Nach unserer Einschätzung gibt es vier Bereiche, die hier intensiv betrachtet werden müssen. Der erste Bereich ist die Freizeitgestaltung, mit attraktiven Unterhaltungs-, Begegnungs- und Fortbildungsangeboten. Der zweite Bereich beinhaltet Gesundheit und Prävention, etwa Gymnastik- und Sportangebote bis hin zu Gedächtnisschulungen. Der dritte Bereich ist die Beratung für ältere Menschen und deren Angehörige, die bei veränderter Hilfsbedürftigkeit sich selbst und ihr Umfeld entsprechend anpassen müssen. Der vierte Bereich umfasst schließlich Angebote, die Hilfe und Unterstützung bei eintretendem Bedarf leisten können.

Starke Partner

Eines ist uns jetzt schon bewusst: Die Gemeinde wird nicht alle vier Bereiche organisatorisch, und vor allem nicht finanziell, abdecken können. Da es sich um eine dauerhafte und wachsende Aufgabe handelt, wird sich die Gemeinde auf einen oder zwei der Bereiche festlegen müssen, die eher in den Rahmen von Beratungs- und Unterstützungsleistungen fallen, um diese langfristig in guter Qualität leisten zu können.

Für die Bereiche Freizeit, Kultur, Begegnung und Fortbildung sehen wir die sozialen Verbände, Arbeiterwohlfahrt und VdK, deren Ortsgruppen sowie die Volkshochschule, die Initiative 60+ und die kirchlichen Seniorengruppen als starke Partner. Für die Bereiche Gesundheit und Prävention sind die Sportvereine und die Volkshochschule bestens aufgestellt.

So einige erste Gedanken, die sich im Informations- und Dialogprozess mit allen Beteiligten bis zum Sommer nächsten Jahres weiterentwickeln werden.

Positive Perspektive

Ein gutes Leben im Alter in unserer Gemeinde sieht der gesamte Gemeinderat als eine wichtige Grundlage, nicht nur um uns allen eine positive Perspektive nach dem Berufsleben zu sichern, sondern auch als Wertschätzung der Lebensleistungen, die zum allgemeinen Wohlstand beigetragen haben.  

Dazu gehört aber auch, dass die Gemeinde in der Lage sein muss, ihre Leistungen dauerhaft zu finanzieren. Und das wiederum wird uns nur gelingen, wenn wir weiterhin attraktiv für junge Menschen und für Zuzug bleiben.

Deshalb wird die Gemeinde in den nächsten Jahren verstärkt die Schaffung von Wohnraum vorantreiben, ein Wachstum von einem Prozent unter vernünftigen ortsplanerischen Grundsätzen anstreben.

Zukunftsfähige Gemeinden entstehen aus einem guten Miteinander heraus, wenn die ältere Generation den Bedarf der jüngeren respektiert und umgekehrt. Und wenn wir alle den Wandel mehr als Chance und weniger als Abkehr vom Gewohnten betrachten.

Mit den besten Grüßen aus dem Rathaus

Hans Seidl
1. Bürgermeister